Ansprache von Anna Buchmann, der Direktorin des Polenmuseums in Rapperswil

1 Juli 2022

Ansprache von Anna Buchmann, der Direktorin des Polenmuseums in Rapperswil

Die Geschichte des Polenmuseums auf Schloss Rapperswil, das bis gestern bestand, ist zu Ende
gegangen.

Nach einer Zeit der Suche nach neuen Räumlichkeiten waren wir erleichtert und hoch erfreut, als wir erfuhren, dass das Pilecki-Institut das Hotel Schwanen, das 150 Jahre lang Polen beherbergt hatte, mit der Absicht erworben hat, dem neuen Museum Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Dieses wird sich weiterhin in der Kleinstadt Rapperswil befinden, das seit der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts Polen gegenüber so gastfreundlich eingestellt ist und für die Geschichte Polens und der Schweiz eine grosse Bedeutung hat, es wird weiterhin die älteste Kulturinstitution der Stadt sein und weiterhin den Polen wie auch den Rapperswilern dienen. Es wird wieder ein Teil des kulturellen Lebens derjenigen Stadt werden, in der polnische Emigranten 152 Jahre lang einen Kampf um die Freiheit geführt haben, getreu dem Spruch auf der Barer Freiheitssäule, welche die Burgmauern bewacht: MAGNA RES LIBERTAS.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund zur Freude, nämlich folgenden: In der Zeit, als Polen unter der Sklaverei des Kommunismus zu leiden hatte, stand das Museum – dessen Beginn geht auf das Jahr 1954 zurück – in Opposition zur Marionettenregierung in Warschau, es forderte unentwegt das Selbstbestimmungsrecht Polens und Freiheit für Polen, es informierte über die Verbrechen totalitärer Systeme und zeigte sich solidarisch mit den Ungarn und Tschechen, die für ihre Freiheit kämpften, sowie mit der Ukraine, die derzeit einem unsäglichen Krieg ausgesetzt ist. Heute, nach 68 Jahren, hat die Regierung des freien Polens, für das die Schöpfer dieses Museums gekämpft und geträumt hatten, dem Museum einen neuen Sitz zur Verfügung gestellt und es ermöglicht, die mehr als eineinhalb Jahrhunderte lange Tradition des Museums fortzusetzen.

Ich möchte Ihnen, Herr Ministerpräsident, in meinem eigenen Namen und im Namen des gan­zen Museumsteams sowie des Vereins und der Stiftung meinen Dank für die Hilfe aussprechen, die wir erhalten haben. Bitte richten Sie unseren Dank Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, dem
Vorsitzenden Jarosław Kaczyński und dem Parlamentsvorsitzenden Stanisław Karczewski aus für dern Hilfe. In Gesprächen mit diesem Personenkreis entwickelte sich nach und nach die Idee dieser Form von Hilfe für das Museum.

Meinen Dank richte ich auch an Frau Botschafterin Iwona Kozłowska, welche die ersten Gespräche mit Herrn Riva in die Wege geleitet hat. Dank dessen Wohlwollen Polen gegenüber sowie den Bemühungen von Frau Botschafterin Iwona Kozłowska konnte das Vorhaben, den schönen «Schwanen» zu erwerben, zu Ende gebracht werden.

Meinen Respekt bekunde ich den Behörden der Stadt Rapperswil für deren Wohlwollen. In lebhafter
Erinnerung geblieben ist mir die jahrelange Zusammenarbeit von Vertretern der Stadt im Vorstand des Vereins und der Stiftung. Ihr Wohlwollen Polen gegenüber haben als Präsidenten des Vereins etwa
Dr. Teodor Gut, Hans Rathgeb sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger von Rapperswil und viele Vereinsmitglieder bezeugt. Sie alle werden in unserer Erinnerung lebendig bleiben.

Ich bin mir sicher, dass das neu geschaffene Museum die hehren Ideale und Ziele, die in den Jahren der Koexistenz zwischen den beiden Kulturen entwickelt und gepflegt wurden, weiterhin als seinen Kompass betrachten wird. Es wird unter unserer gemeinsamen Ägide gedeihen und zweifellos den Polen sowie den Einwohnern der Stadt viele unvergessliche Erlebnisse bescheren, zur Entstehung von Freundschaften beitragen und eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens schaffen.

Gemeinsam können wir in Anlehnung an die Worte von Galileo Galilei, einem Anhänger des polnischen Astronomen Kopernikus, sagen: „Und sie dreht sich doch“.

Anna Buchmann

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